Au Backe, jetzt gibt’s bald wirklich einen Impfstoff gegen Corona. Wie immer ist Schatten dort, wo’s hell ist. Zunächst das Licht: Die Handvoll Reichen und teils auch Schönen auf diesem Planeten, die bislang in ihren Burgen kauerten und Angst hatten, atmen auf; die Security muß nicht mehr alle diese klitzekleinen Viren einfangen, der Impfstoff wird’s richten.
Ich atme auch auf, wenn die Verträge mit den Werbeagenturen auslaufen (Vorsicht, Eimer drunterstellen), die uns sonst die Kriege der nordamerikanischen Einwanderer schmackhaft machen. Die Agenturen haben uns nämlich gehörige Angst einflößen lassen.
Und dann die Familienhaft in den eigenen vier Wänden: grauslich. Auch ein schöner, eher unauffälliger Beifang: Unser Grundgesetz tritt hoffentlich wieder in Kraft. Und wie haben wir das gefeiert beim vorigen runden Geburtstag! Öffentliche Stimmen verstiegen sich in medizinischen Bildern: Von „DNA“ war die Rede, die das „Rückgrat“ Deutschlands sei. Da fehlte nur noch ein Hinweise auf existenzverlängernde Reihenuntersuchungen beim Schulzahnarzt.
Im Schatten stehen aber auch welche, und zwar gar nicht mal so wenige. Was soll nun ein Polizeibeamter machen, der sich in der Freizeit an seinen rassistischen Einträgen im Braun-Netz unter „deutschland_den_deutschen.de“ ergötzt hat. Einfach die Vorurteile zusammenbeißen und impfen lassen? Nee, nee, das geht nicht. Der Leiter der Firma, die den Impfstoff herstellt, hört nämlich auf den Namen Ugur Sahin. Ugur was!? Das ist kein Biodeutscher.
Ich sehe einen schier unauflöslichen Konflikt aufziehen, geradezu eine Tragödie altgriechischen Ausmaßes. Es gibt kein Entrinnen für den braunen Teil unserer Gesellschaft, immerhin grob geschätzt ein Drittel. Der Zwiespalt ist nicht aufzulösen: sich impfen lassen mit einem Wirkstoff, den ein Nicht-Arier herstellt? Oder möglicherweise draufgehen an einem Virus, das zu allem Überfluß noch nicht mal aus Deutschland kommt? Ich prophezeie Massenselbstmorde.
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