Wer sich im Alter von 21 Jahren mindestens acht Jahre in Deutschland aufgehalten hat oder sechs Jahre zur Schule gegangen ist und im Alter zwischen neun und dreizehneinhalb ein Briefmarkenalbum besessen hat mit türkischen und deutschen Marken in kompletten Sätzen, muss sich nicht für nur einen Paß entscheiden.
Bislang gilt, dass man mit der Geburt den deutschen und einen anderen Paß bekommt sowie ein Sparbuch der örtlichen Kassen mit einem Startguthaben über 5 Euro, man sich aber bis zum 23. Geburtstag für einen Paß und den Wechsel zur Deutschen Bank entscheiden mußte.
Diese Gesetzesvorlagen der großen Koalition hat viel Freude bereitet aber auch einige kritische Stimmen hervorgerufen. Das sei ein „Optionspflichtverlängerungsgesetz“, sagt Kenan Kolat, der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde. Er bekam viel Applaus, weil er ein so langes Wort zusammengesetzt hat und es dazu noch im ersten Anlauf vor laufenden Kameras ruckelfrei aussprechen konnte.
Andere Kritiker bemängeln, das Gesetz werde ein „Bürokratiemonster“. Das sei ebenso schlimm wie das Krümelmonster oder wie King Kong. Bis zum 21. Lebensjahr müßten die Interessenten für einen Doppelpaß etwa 34.000 Seiten an Formularen ausfüllen, um zu beweisen, daß sie dagewesen sind, dabei gelebt haben und daß sie die ersten sieben Strophen der deutschen und türkischen National-Hymne gesungen haben. Dabei durften sie maximal drei Töne nicht treffen, allerdings mußten die Satzzeichen im Text mitgesungen werden.
Auch die Zentralorgane des organisierten Fußballs haben sich zu Wort gemeldet, vor allem die Fifa. Führende Funktionäre mit Pensionsanspruch geben zu bedenken, daß diese Entscheidung nachhaltig die deutsch-türkische Freundschaft gefährden könne. Das sei schade, denn diese Freundschaft bestehe doch schon seit dem ersten Weltkrieg.
Die Gefahr bei der neuen Doppelpaß-Regel sei nicht die Abseitsfalle, wie die Funktionäre bemerken. Bei den Länderspielen Deutschland gegen die Türkei würden die Spieler nach einem erfolgreichen Doppelpaß nicht mehr wissen auf welches Tor sie schießen müßten. Das wäre keine Frage, wenn jeder Spieler nur einen Paß hätte. Der würde dann die richtige Richtung nehmen.
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