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Am sichersten wäre es, wenn man alle Autofahrer in Pferdekutschen nach Hause brächte

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Ralf Jäger (SPD) ist sportlichen Klimaexperten als Herr des Blitzmarathons bekannt. Er hat sich über eine Studie der Technischen Uni in Aachen gefreut, wonach die durchschnittliche Geschwindigkeit noch Wochen nach den Kontrollen um zwei bis drei Stundenkilometer gesunken sei. Nicht ganz in Bild paßt der Anstieg der Verkehrstoten insgesamt. Aber das stört den NRW-Innenminister nicht.

Er sagt, die Tempo-Senkung um nur zwei Stundenkilometer habe zu 15 Prozent weniger Unfällen mit Toten und Verletzten geführt. Und noch dramatischer: „Zwei bis drei Kilometer entscheiden über Leben und Tod“. Deswegen kündigt er für April einen weiteren europaweiten Blitzmarathon an. Noch umstritten ist sein Vorschlag, die komplette europäische Polizei samt kommunaler und privater Ordnungskräfte dafür einzusetzen und Blitzmarathons aufs ganze Jahr auszudehnen. Der Landesverband Baden-Süd des organisierten Verbrechens unterstützt die Pläne Jägers aufs Heftigste.

Seine Argumente klingen insgesamt plausibel: Wenn es gelänge, die durchschnittliche Geschwindigkeit um 200 Stundenkilometer zu senken, würde sich die Zahl der Unfälle um 1.500 Prozent verringern. Im Gegenteil: Nach einem solch konzentrierten Blitzmarathon gäb’s wahrscheinlich eine Bevölkerungsexplosion, was alternde Industriestaaten gut gebrauchen könnten. Kritiker des Schlagzeilen-Jägers geht das nicht weit genug. Sie geben zu bedenken, daß die Unfallquote gegen Null sänke, wenn man alle Autos dauerhaft anhielte und die Fahrer in Pferdekutschen nach Hause brächte.