Archiv für den Monat Februar 2014

Es paßt noch viel rein in den Verbraucher

Die Zahl der reichsten Länder der Welt liegt bei 20, und sie heißen deswegen G20. Sie haben angekündigt, daß ihre Wirtschaft in den nächsten 5 Jahren um 2 Prozent wachsen soll. Das macht uns Verbrauchern angst und bange, denn dabei es handelt sich um ein Plus von 2 Billionen Dollar.

Die Zahl ist so groß, daß man sie nicht mehr in Euro umrechnen kann. Das übersteigt auch die Kapazität von Superrechnern. Wenn man einen handelsüblichen Computer nähme, müßte man 5 Jahr auf das Ergebnis warten, aber dann gibt’s schon die nächste Prognose.

Gerade noch faßbar ist die Zahl der zu erwartenden neuen Arbeitsplätze: 10 Millionen. Wie viele wegfallen, darüber haben sich die Finanzminister bei ihrem Treffen neulich nicht ausgelassen. Wahrscheinlich sind es 10.

Die Besorgnis der Bürger ist berechtigt. Viele fragen sich, wie viele Stellen sie noch annehmen müßten? Die Erledigung des Papierkrams für durchschnittlich drei Mini-Jobs dauert jetzt schon rund 8 Stunden pro Woche. Das hat eine neue Dienstleistungs-Branche entstehen lassen, was den Rückgang der Arbeitslosigkeit erklärt.

Besser Betuchte aus den Manager-Etagen haben ähnliche Probleme. Sie überlegen, wo sie weitere Autos in ihren Wohnungen unterbringen und wo sie die neuen Klamotten stapeln sollen? Transport-Unternehmer haben deswegen ihr Angebot erweitert. Sie wollen nicht mehr zu verstauenden Sachen in Lastwagen durch die Gegend fahren. Auf den Autobahnen sei noch Platz.

Auch die Pharma-Industrie macht sich Sorgen bei den Wachstums-Vorhersagen. Die Forschungsabteilungen arbeiten mit Hochdruck an weiteren Medikamenten, die uns glücklich machen. Die neue Generation von Viagra soll gleichzeitig die Geschlechtsteile um den Faktor 3 vergrößern. Man sei zuversichtlich, die G20-Ziele zu erreichen, sogar in der vorgegeben Zeit.

In einigen Branchen sieht man keine Schwierigkeiten auf sich zukommen: bei Lebensmittelfabrikanten, Limonadenherstellern, Samenzüchtern und Klopsbrätern. Der Hunger in der ersten Welt wird stetig größer. Und bis es zu spontanen Selbst-Explosionen kommt, paßt noch viel rein in den Verbraucher.

Leopard hilft altem Mütterchen über die Straße

Es gibt schlaue Leute, die sagen, gleichgeschlechtliche Liebe sei unnatürlich, da keine Kinder dabei herauskommen, höchsten bei  Leihmüttern. Deswegen sei sie ein Fehler der Natur, also ein Makel und gehöre nur bedingt in unsere Gesellschaft.

Man könne sie zwar tolerieren, aber normal sei was anderes. Sie haben Recht. In der Natur wird unentwegt fortgepflanzt, was das Zeug hält. Wir nehmen uns das zum Vorbild. Und wenn’s mal nicht so recht klappen will, dann gibt’s noch diese kleinen blauen Pillen. Eine ganz natürliche Sache.

Auch anderweitig finden wir in der Natur schöne Bräuche. Die Sonnenanbeterin beispielsweise verspeist ihren Mann nach dem Geschlechtsakt. Deswegen ist sie das Wappentier der Emanzipationstruppen um Steuerzahlerin Alice Schwarzer. Als Berichterstatterin beim Kachelmann-Prozeß hat sie für die Frauenzeitschrift „Bild“ messerscharfe Analysen aus dem Gerichtssaal geliefert. Wenn ich mich recht entsinne, waren zur besseren Illustration daneben Frauen mit entblößtem Busen abgebildet. Oder war das vor Alice Schwarzers Zeit? Manche Ausgabe dieser Frauen-Zeitung habe ich halt verpaßt.

Aber zurück zur Natur. Auch in anderen Belangen liefert sie Vorbilder und ist deswegen Maßstab des Handelns und Denkens vieler Leute. Geradezu anmutig ist es, wenn Lemminge bei untergehender Sonne reihenweise in den Abgrund tanzen. Das ist aber weit weg. Ansonsten verhalten sich Tiere vorbildlich.

Sieht ein Leopard – das Tier, nicht der Panzer – beispielsweise ein altes Mütterchen am Zebrastreifen stehen, so hält er den Verkehr an und geleitet es auf die andere Straßenseite, anstatt alles zu verspeisen: also das weiche Innere der Autos, das Zebra und das Mütterchen. So sind sie eben, unsere Raubtiere.

Die Richtschnur ihres Verhaltens ist vor allem in den Führungsetagen unserer Republik oberstes Gebot. Lobbyisten versuchen täglich, unseren Politikern einzutrichtern, daß die Schwachen in unserer Gemeinschaft mehr Schutz brauchten und verweisen auf das kleine Sinnbild des Leoparden an der Fußgängerampel.

Ihr seht, liebe Kinder, das mit der Natürlichkeit ist eine feine Sache. Das braucht Ihr nicht mitzuschreiben, das hab‘ ich ja schon getan.

Millionäre betteln vor Spielcasinos

Wir haben ja so gut wie keine Arbeitslosen. Das sagen die Zahlen des Arbeitsamtes, pardon: der Agentur für Arbeit. Darüber freuen sich die Politiker ganz doll. Doch es ziehen dunkle Wolken auf am statistisch aufgeräumten Arbeitshimmel.

Da hat sich die SPD auf Zuspruch ihrer Basis dazu überreden lassen, einen Mindestlohn in den Koalitionsvertrag zu schreiben. Zwar soll er erst kommen, wenn der Mars im Haus der Venus steht, aber immerhin: Der gute Wille zählt. Führende Wirtschaftsexperten wie der völlig unabhängige Hans-Werner Sinn warnen aber vorsichtshalber schon mal jetzt.

Sie wollen damit nicht erst warten, bis ein Mars auf der Venus schmilzt. Die Argumente sind durchdacht und überraschend: Diese Politik koste uns eine Million Arbeitsplätze. Potzblitz: Eine solche Argumentation habe ich gar niemals noch nie nicht gehört.

Dieser Sinn ist aber auch ein Fuchs, glasklar im Denken und messerscharf im Argumentieren: ein wahrhafter Star-Ökonom. Was ein Mindestlohn für Katastrophen anrichten kann, sehen wir in unseren Nachbarländern.

Die Arbeitslosigkeit dort ist fast gleichmäßig auf 90 Prozent gestiegen mit den bekannten Folgen: Verelendung auch in der Mittelschicht, Kinderarbeit auf wiedereröffneten Kleinzechen, Prostitution bis ins Rentenalter, Ballen mit Präriegras vor leeren Geschäftsauslagen in den Einkaufszonen und so weiter.

Sogar im Keise der Reichen und Schönen gibt’s Kollaterlschäden der Sozi-Attacke. Französische Milliardäre haben ihre Hochsee-Jachten dem Fahrzeugverleiher Europcar zur Verfügung gestellt, um noch ein paar Mark zu machen. Teils konnte sie die Löhne für die Küchen-Crews nicht mehr aus der Portokasse zahlen. Spontan haben sich daraufhin Reiche – auch in England – mit Bettelhüten vor die Spielkasinos gesetzt und gesammelt. So wird’s uns auch ergehen, wenn Taxifahrer 8 Euro 50 die Stunde verdienen.

Pinguine brauchen keine Wollsocken

Professor Sven Klimpel sagt, ein milder Winter komme den Mücken sehr entgegen. Vor allem fremde Insekten verbreitet sich bei uns wie Investment-Bänker. Auch die Schweiz und die CSU können nichts dagegen machen, wir sind ein Einflugsland geworden.

Aber das mußte so kommen. Unnötig lange Grenzkontrollen haben die Schneemänner in diesem Winter erbost, sie haben vor Wut gekocht und sind auf der Stelle verschwunden. Auch Frau Holle hatte Probleme. Ihr Visum war abgelaufen, ein weiteres scheiterte an der neuen Ausländergesetzen. Sie mußte zurück in den Sudan und wird dort wieder politisch verfolgt.

Dabei hatte alles so gut angefangen. Der Deutsche Wetterdienst in Frankfurt, der Wetter und Klima aus einer Hand liefert, hatte Anfang 2013 noch festgestellt: Das Frühjahr sei das kälteste seit 1987 gewesen. Es kam zu spontanen Hamsterkäufen bei Brennstoffen und Wollsocken. Doch das alles nützte nichts, die große Kälte mit Schneedecke und Blitzeis blieb aus.

Nun sitzen wir auf ungeheuren Brennstoffvorräten. Damit könnte man die schwarze Materie in unserem Sonnensystem wieder zum Leuchten bringen. Und die Socken erst mal! Man könnte damit weltweit alle Einzelsocken verheiraten, und zwar mehrfach. Das scheitert jedoch an dem Umstand, daß Bigamie in einigen Ländern verboten ist.

Nur auf den ersten Blick eine Lösung erschien, die Socken zur Unterstützung von Frau Holle in Transall-Maschinen zu packen und über dem Sudan abzuwerfen.

Da überraschte ein Vorschlag aus der Textilindustrie. Man möge doch mit dem ganzen Brennstoff die Socken so lange kochen, bis sie auf Größe 6 geschrumpft sind und mit Containerschiffen in die Antarktis bringen. Doch die Tierschützer legten sofort ein Veto ein: Pinguine in Wollsocken? Das sei keine artgerechte Tierhaltung.

Frisbee könnte das Dopingproblem entschärfen

Mensch Evi! Was ist bloß in Dich gefahren? Bei den olympischen Spielen in Vancouver ist die Biathletin noch 4. im 30-Kilometer-Langlauf geworden, obwohl das gar nicht ihre Disziplin war. Und jetzt? Jetzt ist Frau Sachenbacher-Stehle in Sotschi beim Schummeln erwischt worden.

Wahrscheinlich, weil ihr das ständige Hinfallen und Wiederaufstehen beim Biathlon zu beschwerlich geworden ist, hat sie unerlaubte Mittel eingenommen, die die Leistung steigern sollen. Das kann man verstehen, ist aber verboten.

Vielleicht hat das was mit dem Sport grundsätzlich zu tun. Er ist fast immer anstrengend, was seine Betreiber verleitet, sich die Sache zu erleichtern. Nehmen wir mal die Tour de France an. Dort hat sich nach dem vorigen Mal eine Kommission gebildet, die künftig demjenigen Radfahrer eine „Medaille der Sauberkeit“ verleihen möchte, der nicht gedopt hat.

In den Wettbüros des Landes stehen die Chancen 1:1000. Wer einen Euro setzt, bekommt im Falle, daß die Kommission einen findet, 1000 Euro ausgezahlt. Da fragen wir Zuschauer uns, ob wir nicht schuld sind mit unserer Sensationslust und unserem Hang, bei wüsten Endspurten zuzukucken?

Man könnte das Doping-Problem entschärfen, indem man vermehrt Sportarten zum Zuge kommen ließe, bei denen es entspannter zugeht. Auf der Liste der Olympia-Anwärter steht zum Beispiel das Casting. Damit hat Dieter Bohlen nichts zu tun. Es handelt sich um einen sogenannten Ziel- und Weitenwettbewerb der Sportangler.

Um das für die Beteiligten  angenehmer zu machen, zündet man in den Wettbewerbspausen Holzkohle an und grillt Fisch. Die Getränke dazu stellt man praktischerweise im Wasser kalt.

Oder Boule, eine Sportart aus Frankreich, bei der faßweise Rotwein getrunken und Gitanes geraucht wird. Oder etwas aus dem Anglosächsischen wie Frisbee. Wenn man das in den Bergen veranstaltet, dauert es Stunden, bis ein Wurf beendet ist. Sehr entspannend. Außerdem kann man keinen Sieger ermitteln, weil die Scheibe immer unauffindbar in irgendeinem Gebüsch landet. Dann gibt’s keinen Grund mehr zu dopen.

Wegen Mark Zuckerberg haben Gelddrucker kiloweise Dollarnoten verspeist

Facebook hat WhatsApp gekauft. Der Preis ist an die Öffentlichkeit gedrungen, weil die amerikanische Bundesbank eine Woche lang hat durcharbeiten lassen, um dem Finanzmarkt das nötige Bargeld zur Verfügung zu stellen.

Das hat zu wilden Streiks unter den Gelddruckern geführt, die demonstrativ vor den Werkstoren kiloweise Dollarnoten verspeist haben, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. An die Öffentlichkeit ist das gedrungen, weil Demonstranten die Ereignisse bei Facebook gepostet und ihren Verwandten per WhatsApp mitgeteilt haben, daß Geldscheine pelzig schmecken.

Das konnte nicht verborgen bleiben. Facebook nutzen mittlerweile 8 Milliarden Mitglieder, WhatsApp doppelt so viele, die meisten auf der Erde. Mark Zuckerberg, der vor Einführung des Euro geboren worden ist, wußte schon eine Woche zuvor, daß sich die Arbeiter für diesen spektakulären Streik entscheiden würden. Mark, der Zuckrige vom Berg, weiß alles. Und er weiß es immer früher, als wir überhaupt wissen, ob wir was wissen – oder auch nicht.

Wir stehen morgens auf, haben einen Kater und überlegen, ob wir blaumachen sollen. Während wir  – schwer genug in einer solchen Situation – denken und abwägen, hat der Mark vom Zuckerberg schon bei unserem Chef angerufen und uns entschuldigt, wir lägen mit Brechdurchfall im Bett und kämen erst übermorgen wieder zur Arbeit.

Dann zapft er den Rechner unseres Hausarztes an und schickt den Krankenschein per E-Mail als PDF-Datei – in schönem Gelb gehalten – auf unseren Rechner. Der schaltet den Drucker an und gibt den Druckauftrag raus. Dann ruft der Verzuckerte bei Google an. Die sind schon im Bilde und schicken uns eine Drohne ins Haus, die sich den Krankenschein schnappt und zu unserem Arbeitgeber fliegt.

In dem Moment haben wir uns entschieden, blauzumachen. Damit es keine schädlichen Doppeleffekte gibt, läutet bei uns das Telefon: „Bleib liegen, ich hab‘ alles geregelt“. Dann sollten wir allerdings nicht auf die Klingel hören. Vor der Haustür stehen drei Mann von der Drückeberger-Sondereinheit unseres Arbeitgebers. Die sind von der Freizeitgruppe „Arbeitgeber“ im Geheimdienst informiert worden. Die hört nämlich auch das Telefon von Zucki-Baby ab.

Wären wir bloß nicht nach Norderney gefahren

Vorsichtshalber habe ich alle Familien-Bilder weggeschmissen. Wir waren früher oft an der See in Urlaub, und so sehen die Bilder auch aus: badebekleidete Blagen am Strand. Nicht auszudenken, wenn jemand die Bilder fände und sie ins Netz stellte.

Dann wären wir geliefert, unser Leben wäre ruiniert, und die Kinder müßten für uns aufkommen – nur weil sie im Sommer 2001 am Strand von Norderney in Badekleidern herumgelaufen sind und ich sie partout dabei knipsen mußte.

Erschwerend kommt hinzu, daß unsere Kinder alles Jungs sind. Das ist besonders gefährlich. Ich wußte schon, warum ich lieber Mädels gehabt hätte. Aber Jungs seien auch Menschen, habe ich mich im Kreißsaal getröstet. Wenn ich damals gewußt hätte …

Wir können uns an anderen Bilderzeugnissen erfreuen, sie sogar selber herstellen, veröffentlichen und Geld damit verdienen – ganz legal. Wir brauchen nur unsere Säuglinge aus den Kindersitzen zu schubsen und zufällig eine Kamera laufen zu lassen. Es gibt furchtbar komische Fernsehsender, die das ausstrahlen. Dafür bekommt man auch noch ein paar Mark.

Beliebt ist auch, in der Wohnung unsichtbare Stolperdrähte zu spannen und dann die Kamera einzuschalten. Zum Brüllen komisch, wenn die Kleinen auf den Boden knallen und vor Freude weinen.

Sehr beliebt in Amateurfilmerkreisen ist auch die Nummer, Kleinkinder in Fahrzeuge zu setzen und Böschungen herunterfahren zu lassen. Dann gibt’s im Bekanntenkreis immer ein großes Hallo, wenn sie im Gartenteich landen und zuvor mit dem Kopf auf Ufersteinen zu bremsen versucht haben.

Fette Kinder versuchen, vom Fernsehsessel hochzukommen

In der durchaus lesenswerten Netzzeitung „Telepolis“, die entgegen ihrem Titel nicht auf Altgriechisch verfaßt ist, habe ich ein schönes Fundstück entdeckt, und zwar ein – unfreiwillig oder nicht – lustiges Zusammentreffen von Redaktions- und Anzeigenteil. Das könnte bei diesem Bloganbieter auch passieren.

In einem Interview mit Georg von Wallwitz über die Finanzmärkte in diesem Jahr steht zu lesen: „Wenn einer um die Ecke kommt, zehn und mehr Prozent Rendite verspricht, und die Leute sich darauf einlassen, dann kann man leider nur den Schluss ziehen, dass der Mensch getäuscht werden will. Alberne Renditeziele werden jedenfalls nicht so leicht aus der Welt verschwinden, dazu verkaufen sie sich zu gut“.

Das ist fein beobachtet und gehört in die Schublade „Die Welt will betrogen werden“. Ob das so ist oder nicht, ist ein anderes Thema. Das Lustige daran: Direkt unter diesem Satz schließt sich ein kleiner Reklameteil an, der so lautet: „Geldanlage Schweiz … 12% Rendite im Jahr – EURO frei – ohne Risiko & zu 100% steuerfrei!“

Ich gönne den griechischen Netzzeitungsmachern aus der telegenen Polis die Werbeeinnahmen; das liest sich jedoch wie der Gag eines mittelmäßigen Komikers.

Aber vielleicht steckt dahinter ein Plan, den wir noch nicht durchschaut haben. Diese Kombination könnte erhöhte Aufmerksamkeit erzeugen. Schon sehr neidisch schielen andere Medien-Macher auf die zukunftsweisende Verzahnung von Anzeige und Redaktion.

Bislang war das langweilig. Da verhandeln etwa Kundenberater von Regionalzeitungen mit der Tourismusbranche aus dem kleinen Walsertal, und anschließend erscheinen seitenlange Artikel, warum es dort so schön ist. Rein zufällig erscheint ein paar Ausgaben später eine ganzseitige Anzeige, die den überraschten Leser ins walsernde Tal locken will.

Im Privat-Fernsehen ist man schon weiter, aber nicht weit genug. Die Dauerwerbesendungen werden von Beiträgen unterbrochen, die ins Thema der Werbeverkäufe passen. Klopsbrätereien lassen ihre Reklameblöcke gerne unterbrechen von Kochsendungen, die den Vorzug von Schnell-Gerichten gegenüber am Herd zubereiteten Speisen herausarbeiten.

Limonadenhersteller mögen es, wenn ihre Werbung mit Wissenschaftssendungen garniert wird, die uns aufklären, daß Zuckerwasser gesund sei. Selbst wenn die Zusammenhänge nicht offen auf der Hand liegen: Das Konzept ist überschaubar. Gegensätze ziehen sich spektakulärer an.

Ein werbewirksamer Überraschungseffekt könnte sich einstellen, wenn beispielsweise Südzucker landesweit als Sponsor von Diabetiker-Selbsthilfegruppen aufträte. Wodkawerbung macht sich überraschend gut neben einer Dokumentation über die sozialen Kollateralschäden in einer fortgeschritten Alkoholiker-Familie.

Auch könnte endlich mal eine Branche ans Licht der Öffentlichkeit treten, die bislang eher verschämt und im Geheimen ihr Wesen getrieben hat: die Kriegsindustrie. Die Durchschlagskraft der neuen Generation von Schnellfeuerwaffen würde endlich mal beworben mit einer Imagekampagne, die von Live-Berichten aus Operationssälen ergänzt wird, wo Kinder-Soldaten von „Ärzten ohne Grenzen“ zusammengeflickt werden.

Für Panzer bieten sich Szenen mit Massenkarambolagen an, die von Autobahn-Überwachungskameras gefilmt worden sind. Ein schön inszenierter Biß in eine Milchschnitte macht sich gut neben Einstellungen, wo fette Kinder versuchen, vom Fernseh-Sofa hochzukommen.

Die nächsten Spiele finden auf den Cayman-Inseln statt

Die olympischen Spiele in Sotschi kosten nach Expertenmeinung 40 Millarden Dollar. Da ist künftig also noch Luft drin. Allerdings verkleinert sich der Kreis der möglichen Ausrichter. Länder wie Indien, Brasilien oder Kanada fallen aus dem Kreis der Erwählten, weil die Kosten nicht mehr von den Goldvorräten gedeckt sind. Aber auch im alten Griechenland waren die Spiele nicht für ein paar Mark zu haben.

Vor allem sportliche Großmächte wie die Schweiz oder die Cayman-Inseln bieten sich künftig an. Dabei könnten auch die Aktiven von etwa 40 Disziplinen hoffen, daß ihr Sport ins olympische Angebot aufgenommen wird. Fast alle davon atmen den Geist von Olympia.

Herausragend sind dabei: Wakeboard, Speed-Skating, Frisbee, Indoor-Trail, Body Building, Aerobic, Tumbling, Bowling, Squash oder Fallschirmspringen für Politiker. Aber wie das so ist: Wo viel ist, kommt immer noch mehr hin. Es werden auch Stimmen laut, diese Auswahl sei zu klein, zu westlich orientiert.

Wenn man über sie diskutieren möchte, müßte man mindestens den Fortgeschrittenenkurs „Englisch für Sporttreibende“ an der Volkshochschule absolviert haben. Unbedingt in den Reigen olympischer Sportarten gehörten auch asiatische Kampfsportarten wie Ikebana, Mikado oder Hallenhalma.

Die chinesische Mauer hat widerstanden

Unser Bundespräsident Herr Gauck hat schon vor seinem Amt als Erster im Staate Großes vollbracht: Er hat die Mauer einstürzen lassen. Kurz vorm Mauerfall hat er sich vor dieses Ungetüm gestellt und gepredigt und gepredigt und … dann ist das Monstrum auf ganzer Länge eingestürzt.

Damit hat er nicht aufgehört – mit dem Predigen. Der Versuch, die chinesische Mauer umkippen zu lassen, ist allerdings gescheitert. Die Chinesen glauben im Allgemeinen nicht an Christus, und die Mauern dort sind ansonsten durch und durch Atheisten. In Deutschland hat das Predigen – vor allem das des Wassers – eine lange Tradition und ist erfolgreich. Herr Gauck brachte es damit ins höchste Amt des Staates.

Dort ist er jetzt und läßt nicht mehr ab von seinem Tun. Nach unserer familienfreundlichen Verteidigungsministerin und einem Herrn Steinmeier, der wohl ein Regierungsamt innehat, bereitet uns der Präsi auf mitlitärische Taten vor: Wir sollten nicht mehr wegsehen, sondern uns einmischen – also mit Leopard und G3.

Damit spricht er uns und den Herstellern von Kriegsgeräten aus dem Herzen. Wir sind schon lange der Meinung, daß der Quatsch mit dem Friedlichsein längst überholt ist. Herr Gauck sagt, Deutschland sei das beste, das wir jemals gehabt hätten. Das hat Deutschland mit Persil gemein.

Deswegen dürfen wir unsere Hände nicht mehr in Unschuld waschen und aus einer „historischen Schuld“ ein „Recht auf Wegsehen“ ableiten, wenn Menschenrechte verletzt oder Kriegsverbrechen begangen werden – oder gar „Terroristen und Cyberkriminelle“ bekämpft werden müßten.

Vor allem im Internet sieht die Bundeswehr nun ihre Zukunft. Man müßte nur alle Soldaten und Waffen in einer Zentrifuge derart schrumpfen, daß Mensch und Gerät durch die engen Netzkabel paßt. Dann sollten die bösen Buben im Internet mal sehen, was deutsche Gründlichkeit bedeutet. Alles Übel würde mit Stumpf und Stiel ausgemerzt. Das könnte man dann, haarklein dokumentiert, bei Wikipedia nachlesen.

Auch sonst müssen wir keine Angst haben. Deutschland werde nie rein militärische Lösungen unterstützen, ergänzt Herr Gauck. Und niemand beabsichtigt, eine Mauer zu bauen. Wie schön man sich in die Weltpolitik einmischen kann, zeigt unsere moralische Führungsmacht.

Im Irak herrscht das demokratische Paradies auf Erden, in Afghanistan ist es ebenso friedlich, und die Mohnbauern dort freuen sich, daß ihr Berufsverbot aufgehoben worden ist. So denken auch die Groß-Journalisten des Landes. Etwa Herr Nonnenmacher.

Für seinen Namen kann er hoffentlich nichts, aber für seine Phrasendrescherei in der „FAZ“. Waz? Ja, „FAZ“ ist die Abkürzung für „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Gauck habe ein „autoritatives Wort“ geprochen, habe quasi einen „Leitfaden“  – äh, was macht man eigentlich mit einem Leitfaden? (Wahrscheinlich etwas Ähnliches wie mit einer „Richtschnur“. Man legt ihn und sie irgendwo hin oder aus).

Der Intelligenzbolzen mit dem religiösen Namen hat Faden und Schnur sich „entwickeln“ lassen. Nun fragen wir Armen im Geiste, was um Himmels willen bedeutet „autoritatives Wort“? Etwa ein Selbstgespräch während einer sportiven Autofahrt?

Es gibt Leute, die halten es für wirksam, einfach denen, die sich die weiche Birne einschlagen wollen, keine Waffen mehr zu verkaufen. Man hört solche Stimmen nur sehr schwach, weil Dampfplauderer wie der Macher von Nonnen so laut sind.