Archiv für den Monat Juli 2015

Einen Führerscheinneuling kann nur noch eine Lichtschranke aufhalten

Sonntag, 26. Juli 2015

Die Wunderwaffe gegen die größte Geißel der Menschheit heißt „Abschnittskontrolle“, auf Deutsch „Section Control“. Damit bekommt die Polizei ein hochwirksames Mittel in die Hand, um Zeitgenossen, die vom Tempo-Satan besessen sind, in die ewige Verdammnis zu schicken. Wir sehen einer paradiesischen Zeit entgegen mit immerwährenden Blitzmarathons im ganzen Land.

Diese teuflische Technik kann Durchschnittsgeschwindigkeiten messen, weil zwischen zwei Kontrollen ein Abschnitt liegt. Das hat zu dem Namen „Section Control“ geführt. Nun hat diese Technik auch Kritik hervorgerufen. Was ist, wenn der Raser kurz vor der zweiten Messung rechts abbiegt? Oder gar links? Muß dann der Hintermann alles ausbaden, auch wenn er Nichtschwimmer ist?

Dabei hat man noch gar nicht an die Heisenbergsche Unschärferelation gedacht, die besagt, daß man von zu schnellen Fahrzeugen abschnittsweise keine scharfen Bilder machen kann. Das hat was mit Quanten zu tun, die sowieso machen, was sie wollen, zum Beispiel ein Meßergebnis liefern, bevor gemessen wird.

Dabei ist es unerheblich, ob das Auto zwischenzeitlich auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt hat, weil das innerhalb der Meßtoleranz liegt. Wenn aber ein Wagen ständig mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist, weil ihn ein Führerscheinneuling steuert? Den kann nur noch eine Lichtschranke aufhalten

Haftstrafe bei Hilfe für Dunkelhäutige bewegt sich im Minutenbereich

Samstag, 18. Juli 2015

Das Urteil wurde von vielen Prozeßbeobachtern begrüßt: Oskar Gröning, 94 Jahre alt und von Beruf Buchhalter in Auschwitz, hat 4 Jahre Haft bekommen wegen Beihilfe zum Mord. Seine Bilanz ist beeindruckend: Nach Auffassung des Gerichtes hat er 300.000 Juden geholfen, in den Tod zu gehen. Vor allem die deutschen Landesverbände der „International Association of Mass Murderers“ (IAMM) begrüßen die Umsicht der Richter.

In einer Pressemeldung wird von einem wegweisenden Urteil gesprochen. Künftige habe man endlich Rechtssicherheit, wenn etwa ein geselliger Abend mit guten Kameraden kurzweilig ausklingen soll. Man könne gefahrlos dunkelhäutige Eindringlinge bei der Entscheidung helfen, nicht mehr in Deutschland leben zu wollen. Die Haftstrafe bei Hilfestellungen für eine Gruppe von, sagen wir mal einem Dutzend fremder Sozialhilfeempfänger bewege sich im Minutenbereich.

Auch bei festlichen Anlässen wie Wehrkundetagungen oder Wehrsportfesten seien sehr schöne Abschlußfeste denkbar. Viele Kameraden hätten genügend Zeit, ein paar Tage Haft abzusitzen, weil sie vom Arbeitsmarkt freigestellt worden seien. Somit könnten die Überfälle auf Flüchtlingsheime viel effizienter angegangen werden und vor allem viel entspannter. Einer gewaltfreien Kooperation mit der Polizei ohne Verfolgungsjagden sehe man auch schon mit Freuden entgegen.

Intelligente Nähnadeln können Märchen erzählen und mittels Kernfusion ein Haus heizen

Dienstag, 14. Juli 2015

In der Ursuppe gab’s nichts zu schreiben. Später dann konnten die Männer nicht richtig zuhören, weil sie im Geiste der vorigen Mammut-Jagd nachhingen – oder einfach ihre Ruhe haben wollten. Frauen haben daraufhin Schriftzeichen erfunden, um ihrer Einkaufsliste einigen Nachdruck zu verleihen. Höhlenwände mußten zunächst herhalten, was bei der Jagd unpraktisch war. Dann kamen Steintafeln (auch unpraktisch), Papier, Drucktechnik, Endlos-Papier und schließlich Festplatten und USB-Sticks.

Nach Tausenden von Jahren erfolgreicher Entwicklung der Schreibtechnik haben wir vor allem keine Platzsorgen mehr. Doch es geht immer noch der Mammut um und hält uns wieder zu urzeitlicher Kürze an. Die erste Verdichtungsmaschine heißt Twitter. Der Unterhaltungsdienst zwingt uns, Einkaufszettel auf 140 Zeichen zu begrenzen. Steht der Sinn danach, eine Schafherde zu erlegen, wird’s eng. Nun kommt die „Smartwatch“ von Apple.

Das ist eine Uhr, die uns sagt, wie viele Schritte wir gegangen sind und wie viel Schritte wir noch gehen müssen. Zeit angeben kann sie auch und Nachrichten anzeigen. Hier liegt die Grenze bei 80 Zeichen, genug um das Nackenkotelett eines Säbelzahntigers auf den Speisenplan zu setzen. Doch bald wird’s wirklich eng.

Apple arbeitet an künstlichen Fingernägeln, die wahrsagen können und die das Bordwerkzeug von Mittelklassewagen und Kurzstrecken-Jets ersetzen. Sie stellen auch Nachrichten dar, maximal 8 Zeichen. Hunger droht. Noch nicht ausgereift sind intelligente Nähnadeln. Sie können zwar Märchen erzählen und mittels Kernfusion ein ganzes Haus im Winter heizen, erlauben aber nur zwei Zeichen: null und eins. Die Mammute atmen auf.

Griechenland ist hochgerüstet und verfügt über UZS-Waffen

Montag, 13. Juli 2015

Wolfgang Schäuble ist einer der wenigen, ja fast der ­einzige, der durchblickt. Schließlich ist er damit auch einer der ­letzten, die für ein geeintes Europa einstehen. Er fordert die bedingungslose Kapitulation und Enteignung von Griechenland, den Rausschmiß aus allen Staatengemeinschaften und Alexis Tsipras vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen Faulheit vor dem deutschen Steuerzahler.

Denn von Griechenland geht eine große Gefahr für den Weltfrieden aus. Laut sicherer Quellen des BND verfügt das hochgerüstete Land über UZS-Waffen, über Uso-Bomber und Zaziki-Gasfabriken und Souvlaki-Spießraketen. Damit ist das Land eine Bedrohung für Berlin, Washington und die Oberammergauer Sommer-Festspiele. Und außerdem: Klingt ­Tsipras nicht irgendwie nach Luzifer?

Mit seiner konsequenten Haltung macht er sich natürlich überall Feinde – vor allem im Ausland. Verbohrte Zeitgenossen, die auf keinen Fall die intellektuelle Überlegenheit schwäbischer Sparpolitik einsehen wollen, sehen auch nicht die politische Geisterbahnfahrt der griechischen Außenpolitik: europafixiert, ­kompromißbereit, ergebnisorientiert. So was geht doch nicht mit uns! In tausend Jahren nicht!

­Zirkuserprobte Tierpfleger erklären Wildkatzen das deutsche Versammlungsrecht

Montag, 13. Juli 2015

Frösche, Fische und Hühner werden in China künftig vor Erdbeben warnen. Das soll die ansässige Zeitung „China Daily“ behaupten. Ganz sicher kann man sich aber nicht sein, weil Zeitungen in China auch auf Chinesisch erscheinen und Übersetzungen internationalen Beobachtern meist spanisch vorkommen. Doch bei den deutschen Geologen kommt die Nachricht gut an.

Sie wollen das Modell übernehmen, um schon morgens treffsicher die nachmittäglichen Erdbeben in der Vulkan-Eifel vorhersagen zu können. In China macht man aus Bauernhöfen seismografische Stationen. Kurz vor einem Beben versammeln sich dort die Frösche und demonstrieren gegen den himmlischen Frieden, Fische springen aus dem Wasser und fangen an zu predigen, Hühner fliegen auf Bäume und fahren von dort in den Himmel. Das fällt auf.

Ob man unseren Fröschen, Fischen und Hühnern Ähnliches beibringen kann, ist fraglich. Testreihen mit anderen Arten sollen Antworten geben. Zirkuserprobte Tierpfleger machen deswegen Wildkatzen mit dem deutschen Versammlungsrecht bekannt, erklären Silberfischen das Tarifsystem der Lufthansa und Kühen die liturgischen Feinheiten katholischer Hochämter.

Anti-Doping-Demo: Tour-Teilnehmer lassen viele Flaschen Schnaps kreisen

Sonntag, 12. Juli 2015

Die „Tour der France“ hat einen schlechten Ruf. Manche übersetzen sie mit „Apothekenrundfahrt“. Die aktuelle, 102. Rundfahrt straft die Kritiker Lügen. Auch die Fahrer Martin, Degenkolb und Greipel betonen glaubhaft, leistungssteigernde Substanzen seien tabu. Das Fernsehen ist ebenso vom Pfad der Tugend, auf dem sich die Tour im Augenblick in den Alpen bewegt, angetan und zeigt wieder Sportler auf Fahrrädern.

Den letzten Zweifel beseitigt hat der italienische Radprofi Luca Paolini (38). Er hat sich demonstrativ auf Kokain testen lassen. Und tatsächlich: Er hatte nur Koks in der Blutbahn, sonst nichts. Das macht gute Stimmung, auch beim Publikum. Wegen seiner Gradlinigkeit hat er vom kolumbianischen Bauernverband Medellin (CFM) das Weiße Trikot verliehen bekommen.

Dem möchte der Weltverband der Radler (UCI) nicht nachstehen. Er hat alle Tour-Teilnehmer aufgefordert, morgen um 12 Uhr anzuhalten und für den Verzicht auf leistungssteigernde Mittel einzustehen. Um die hehren Absichten deutlichzumachen, sollen die Athleten bei einer Anti-Doping-Demo Heroin spritzen, Crack rauchen und viele Flaschen Schnaps kreisen lassen.

Hochbetagte müssen auch nachts mit hungrigem Magen Skat spielen

Samstag, 11. Juli 2015

Die Kluft zwischen Stadt und Land werde immer größer, behaupten Wahrsager der Bertelsmann-Stiftung in einer ihrer Studien, die jetzt auch noch veröffentlicht worden ist. Ob’s an der geotektonischen Kontientaldrift liegt? Einige Paläogeographen und -fürsten behaupten das. Und noch mehr: Die Erde werde immer größer. Dann bleibt das mit der Kluft natürlich nicht aus: Die Jungen können noch früh genug über die Kluft springen, die Alten bleiben zurück.

Ähnlich verhält sich das mit der Kluft zwischen arm und reich. Schließlich fliegt die Erde dann auseinander. Aber das ist ein anderes Thema, das wir uns gar nicht vorstellen können. Brigitte Mohn vom Vorstand der Stiftung auch nicht. Aber sie sagt zur Kluft, daß es für alternde Kontinentalplatten immer schwieriger werde, eine gute Infrastruktur zu gewährleisten.

Das geht ja gar nicht. Dann kommt zur Kluft noch eine Versorungslücke dazu, was die geopolitische Lange noch um einiges verschlimmert. Laut Studie steigt die Zahl der über Hundertjährigen bis 2900 auf über 103 Prozent. Die Hochbetagten sitzen dann auf einer greisen Kontinentalplatte ohne Aldi und Mediamarkt und müssen auch nachts mit hungrigem Magen Skat spielen.

Wenn das Land eine Fußbodenheizung bekommt, ist der Hitzerekord ­gesichert

Freitag, 10. Juli 2015

Die Südbadener hatten alles versucht: Sie hatten den amtierenden Sonnengöttern Weinopfer gebracht und auf Volksfesten ­hektoliterweise Ruländer und Müller-Thurgauer vernichtet, hatten die Hitze gelockt, indem Sie alle Klimaanlagen des Landes ausgeschaltet hatten – aber es hat nichts genutzt: Der Hitzerekord dieses Sommers geht an den Erzfeind. Im bayrischen Kitzingen war’s 40,3 Grad, ein Zehntel mehr als beim Spitzenreiter in Baden.

Was war passiert? Die Hitzeexperten rätseln. Der Meteorologe Alexander Hildebrand vom Wetterdienst „Wetter.com“ sieht ganz klar, wer schuld ist: die „Burgundische Pforte“. Die läßt das warme Wetter nach Deutschland; die Badener stehen dort immer an und holen es als Erste ab. Diesmal stand ganz Deutschland dort, die Badener hatten das Nachsehen.

Nun wird sich der ansässige Landtag mit dem Problem beschäftigen. Wie kann gesichert werden, daß Baden immer den Hitzerekord einfährt? Zunächst wird über ein Halteverbot im Umfeld der Burgundischen Pforte diskutiert. Doch Hitze-Hardlinern geht das nicht weit genug. Sie fordern eine Fußbodenheizung für ganz Baden und Heizstrahler über allen Wettermeßstationen. Auch verfolgte Raucher sprechen sich für Heizstrahler aus.

Selbst Baden-Württemberg kann Schulen nicht stelzengerecht umbauen

Donnerstag, 9. Juli 2015

Das könnte schwierig werden: Die rot-güne Regierung in Baden-Württemberg sagt ja zum Kopftuch bei Lehrern. Männer sind vorerst nicht betroffen, aber Frauen schon. Die Frage, die laut kaffeesatzfester Meinungsforscher 83,7 Prozent der gläubigen Bevölkerung umtreibt, ist die: Inwieweit wird der Weltfrieden durch das Tragen eines Kopftuches gestört? Ein Kopftuchverbot in Pultnähe hat uns bislang vor dem Schlimmsten bewahrt.

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) betont, daß es keinen Unterschied zwischen den Religionen geben dürfe. Der Papst hat schon protestiert, er werde keinen Schleier tragen und nicht in Mekka irgendwelche schwarzen Steine zu Fuß umkreisen. Doch lauert nicht die Gefahr ganz woanders, wenn wir den Vorrang der christlichen Leidkultur so mir nichts, dir nichts aufgeben?

Nach unbestätigten Gerüchten aus dem Hause Springer soll demnächst alles drunter und drüber gehen. Vor allem drüber. Die Landesgruppe B-W des „Internationalen Stelzen Geher Verbandes“ (ISGV) habe eine Religion gegründet, und langbeinige Experten befürchten, der oberste Stelzenheilige poche auf Gleichbehandlung mit Kopftüchern. Der Landesbauminister hat aber schon abgewunken: Selbst ein so reiches Land wie das Seine könne nur einen kopftuchgerechten Umbau der Schulen bewältigen, nicht einen stelzengerechten.

Nach dem Nein: Griechenland spaltet bald eine Grenzmauer von 13.676 Kilometern

Montag, 6. Juli 2015

Es gibt noch Hoffnung für die Griechen. Deutschlands führende Satirezeitung „Bild“ und ihre jüngsten Neugründungen „Faz“, „Welt“ und „Süddeutsche“ sagen das nahe Ende von Griechenland voraus, seitdem das Volk bei einer Abstimmung mehrheitlich nein gesagt hat. Es hätte auch ja sagen können. Das heißt auf griechisch „Nai“, wird „Ne“ ausgesprochen und läuft auf dasselbe hinaus.

Nachdem die Griechen ihren Untergang gewählt haben („Bild“), können Europas Medien die Feierstimmung nicht nachvollziehen („Bild“). Dazu leben die Griechen fortan auf einem Pulverfaß („Bild“). Für den Kommentator, den Griechenlandversteher Paul Ronzheimer, 29 Jahre alt („Bild“), ist sonnenklar: Die Abstimmung hat das Land gespalten. Das ist besonders gefährlich, wenn man ein Pulverfaß geworden ist. Dasselbe schreiben die anderen.

Der griechische Führer Alexis Tsipras hat schon in der Nacht des Sieges seine Reisepläne in die Koreanische Volksdemokratische Republik (KVDR) bekanntgegeben. Dort trifft er sich mit dem Mauerspezialisten Kim Jong-il. Rat tut not. In Griechenland verläuft die Spaltung nicht so geradlinig wie in Korea oder früher mal in Deutschland. So sind die Griechen eben. Geplant ist ein Jahrtausendwerk, eine Grenzmauer von 13.676 Kilometern. Das ist etwa so lang wie die griechische Küste.