Papst Pius X. war sparsam: In seiner Amtszeit von 1903 bis 1914 sprach er zweimal heilig. Das entspricht einer Quote von 0,181818 pro Jahr. Papst Johannes Paul II. kam in seiner 27jährigen Amtszeit immerhin schon auf eine Quote von 17,85185. Franziskus der Aktuelle hat in knapp einem Jahr schon 818 Leute heiliggesprochen.
Statistiker haben ausgerechnet, daß er bis zu seinem Ableben 16.784 Heilige ernennt. Das entspricht fast der Einwohnerzahl von Assisi. Fromme Mathematiker wollten es genau wissen. Wenn das so bleibt, wird der übernächste Papst ganz Italien heiligsprechen einschließlich Silvio Berlusconi, und 10 Päpste weiter ist die gesamte Menschheit heilig.
Der Interessenverband „Kardinäle für einen sparsamen Umgang mit Heiligkeiten“ hat schon gewarnt. Nach dem Ableben von Franziskus wolle man bei der Konklave den Kandidaten ein Zugeständnis abringen, daß sie im Falle einer Wahl jährlich im Schnitt nicht mehr als 600 Personen heilig machen. Es herrsche schon jetzt ein heilloses Durcheinander, kein Schwein wüßte mehr genau, wer denn nun überhaupt noch dazugehöre und wer nicht.
Es gibt schon jetzt Ortschaften in Mittelitalien, wo Katholiken den Kirchgang verweigern, weil eine Messe nicht lange genug dauert, um aller Heiligen des Ortes zu gedenken. Dabei sind die Voraussetzungen ganz schön happig: ein Martyrium oder ein heroischer Tugendgrad sowie im Falle des Nicht-Martyriums der Nachweis zweier Wunder.
Also: Wer nicht gemartert worden ist, muß tugendhaft sein und zwei Wunder vollbringen. Oder umgekehrt: Wer zwei Wunder vollbracht hat und tugendhaft ist, braucht sich nicht martern zu lassen. Was passiert, wenn ein Gemarterter, ohne tugendhaft zu sein, zwei Wunder vollbringt, ist unklar. Der Fall ist im Kirchenrecht nicht vorgesehen. Auch ist die Frage unklar, ob mehr als zwei Wunder das Fehlen der Tugendhaftigkeit ausgleichen und wenn ja, wie viele es sein müßten, damit Uli Hoeneß ein Heiliger wird.
Zur jüngsten Heiligsprechungen zweier verstorbener Päpste sind eine Million Zuschauer nach Rom gekommen, zwei Milliarden saßen außerhalb von Rom vor Bildschirmen. Die Zeremonie ist friedlich verlaufen, am Rande des heiligen Feldes gab’s ein paar Schlägereien an den Imbißständen, weil die Currywürstchen ausgegangen waren. Es blieb bis auf ein paar Schürfwunden weitgehend unblutig. Das verheilt schnell – auch ohne päpstliches Wirken.
Körperlich ging’s auch im Zentrum der Heiligsprechung zu. Floribeth Mora Díaz aus Costa Rica, Ziel eines Wunders von Johannes Paul II., stellte bei dem feierlichen Akt zwei Reliquien der Heiligzusprechenden auf den Altar: ein Gefäß mit einem Stück Haut und eins mit ein paar Tropfen Blut. Ex-Papst Joseph Aloisius Ratzinger, Ehrengast beim römischen Ritual, muß noch warten. Seine Leibärzte raten ihm von einer Haut- oder Blutspende ab.
Gefällt mir Wird geladen …
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.