Archiv für den Monat April 2014

Alle Taubenväter werden V-Leute des Geheimdienstes

Wir haben seit dem 100jährigen Krieg noch nie soviel Steuern gezahlt wie heute. Das wirft Probleme auf. Die große Koalition ist mit der Frage überfordert, was man mit den überschüssigen Steuermilliarden machen soll. Man hat einfach vergessen, Antworten in den Koalitionsvertrag zu schreiben. Doch nun zeigt sich die wahre Stärke der Regierung: Viele Köpfe haben viele Ideen. Thomas de Maizière, unser Innenminister mit dem schönen Lächeln, will endlich Konsequenzen aus der NSA-Abhöraffäre ziehen.

Für 1,4 Milliarden Euro sollen sämtliche Brieftauben der Republik aufgekauft werden. Im neuen Taubenministerium mit etwa 20.000 Mitarbeitern darunter 1.000 Staatssekretäre, soll die Kommunikation der Bundestagsabgeordneten geregelt werden. Zusätzlich bekommt die Bundeswehr die neue Abteilung „Abwehr von Tauben-Hacking“, die über genügend Leichtflieger verfügt.

Sie sollen die Spionagefalken der NSA abfangen, die unsere, mit 128 Bit verschlüsselten Bieftauben im Fluge knacken wollen. Doch der Bundesrechnungshof warnt: Auch wenn der Geheimdienst alle Taubenmütter und -väter des Landes als Trainer-V-Leute verpflichtete, bliebe immer noch Geld über. Und das müßte man dann sparen.

Wettliegen in Ikea-Betten ersetzt Elfmeterschießen

Fifa-Chef Joseph Blatter ist bereit. Wenn ihn die 209 Länder in der Fifa bitten, würde er auch noch eine fünfte Amtszeit übernehmen. Die Ländervertreter im Fußball-Weltverband sind daraufhin nach Hause gefahren und fragen nach. Bis zur Wahl im Mai 2015 werden etwa 98 Prozent der Weltbevölkerung die Frage beantworten, ob Blatter weitermachen soll. Er ist dann im besten Alter von 78 Jahren, einem Alter, das als unterste Grenze für eine Zulassung zur Papstwahl gilt.

Falls die Weltbevölkerung nicht der Meinung ist, daß es im Fußball weiter blattern sollte, zieht der Schweizer in den Petersdom und wird Papst. Seine Garde ist schon da. Führungsqualitäten hat er während seiner 16jährigen Amtszeit sammeln können. Allerdings würde der Schritt in den Vatikan ein Abstieg sein, denn im Gegensatz zur Weltbevölkerung ist die Zahl der römischen Katholiken mit knapp 1,3 Milliarden nur unwesentlich größer als die Zahl der Mitglieder und Fans von Bayern München.

Bei einem Vortrag in Mönchengladbach über die „Soziale Verantwortung des Sports“ hat der Sepp auch seine engsten Vertrauten überrascht. Er fordert, das Elfmeterschießen abzuschaffen. Es sei eine reine Lotterie und eine Tragödie für die Spieler. Kritiker haben ihm entgegengehalten, daß nach einem solchen Elfmeterschießen doch nur bei 50 Prozent der Beteiligten das Selbstmordrisiko steige, die anderen 50 Prozent sich hingegen freuten und einiges zur Stabilisierung der schwächelnden Brauereiwirtschaft beitrügen.

Auch einen weiteren Kritikpunkt hat der Blatter einfach vom Tisch gewischt: Was passiert, wenn in der Verlängerung partout kein Siegestor fallen will? Der Fifa-Präsi hält gleich einen ganzen Strauß an Lösungen parat. Erst mal könne man die Nachspielzeit auf 14 Tage verlängern, was zudem auch noch mehr Werbegelder einbringe.

Wenn es dann immer noch, sagen wir mal 287:287 stehe, müsse man – auch wegen der Erschöpfung der Spieler – die Entscheidung auf ein anderes Feld verlagern. Es böten sich Halma an, ferner Mikado, Wettliegen in Ikea-Betten oder Briefmarkentauschen. Wenn alle Stricke reißen, müßten eben die Kinder und Kindeskinder ran. Und wenn trotzdem keine Entscheidung in Sicht ist, wird der Papst den Sieger festlegen. Zum Trost wird der unterlegenen Elf wahlweise die Ehrenmitgliedschaft in „Opus Dei“ angeboten oder eine Zehnerkarte für den Eintritt in die Sixtinische Kapelle.

Leibärzte raten ab: Joseph Aloisius Ratzinger muß noch warten

Papst Pius X. war sparsam: In seiner Amtszeit von 1903 bis 1914 sprach er zweimal heilig. Das entspricht einer Quote von 0,181818 pro Jahr. Papst Johannes Paul II. kam in seiner 27jährigen Amtszeit immerhin schon auf eine Quote von 17,85185. Franziskus der Aktuelle hat in knapp einem Jahr schon 818 Leute heiliggesprochen.

Statistiker haben ausgerechnet, daß er bis zu seinem Ableben 16.784 Heilige ernennt. Das entspricht fast der Einwohnerzahl von Assisi. Fromme Mathematiker wollten es genau wissen. Wenn das so bleibt, wird der übernächste Papst ganz Italien heiligsprechen einschließlich Silvio Berlusconi, und 10 Päpste weiter ist die gesamte Menschheit heilig.

Der Interessenverband „Kardinäle für einen sparsamen Umgang mit Heiligkeiten“ hat schon gewarnt. Nach dem Ableben von Franziskus wolle man bei der Konklave den Kandidaten ein Zugeständnis abringen, daß sie im Falle einer Wahl jährlich im Schnitt nicht mehr als 600 Personen heilig machen. Es herrsche schon jetzt ein heilloses Durcheinander, kein Schwein wüßte mehr genau, wer denn nun überhaupt noch dazugehöre und wer nicht.

Es gibt schon jetzt Ortschaften in Mittelitalien, wo Katholiken den Kirchgang verweigern, weil eine Messe nicht lange genug dauert, um aller Heiligen des Ortes zu gedenken. Dabei sind die Voraussetzungen ganz schön happig: ein Martyrium oder ein heroischer Tugendgrad sowie im Falle des Nicht-Martyriums der Nachweis zweier Wunder.

Also: Wer nicht gemartert worden ist, muß tugendhaft sein und zwei Wunder vollbringen. Oder umgekehrt: Wer zwei Wunder vollbracht hat und tugendhaft ist, braucht sich nicht martern zu lassen. Was passiert, wenn ein Gemarterter, ohne tugendhaft zu sein, zwei Wunder vollbringt, ist unklar. Der Fall ist im Kirchenrecht nicht vorgesehen. Auch ist die Frage unklar, ob mehr als zwei Wunder das Fehlen der Tugendhaftigkeit ausgleichen und wenn ja, wie viele es sein müßten, damit Uli Hoeneß ein Heiliger wird.

Zur jüngsten Heiligsprechungen zweier verstorbener Päpste sind eine Million Zuschauer nach Rom gekommen, zwei Milliarden saßen außerhalb von Rom vor Bildschirmen. Die Zeremonie ist friedlich verlaufen, am Rande des heiligen Feldes gab’s ein paar Schlägereien an den Imbißständen, weil die Currywürstchen ausgegangen waren. Es blieb bis auf ein paar Schürfwunden weitgehend unblutig. Das verheilt schnell – auch ohne päpstliches Wirken.

Körperlich ging’s auch im Zentrum der Heiligsprechung zu. Floribeth Mora Díaz aus Costa Rica, Ziel eines Wunders von Johannes Paul II., stellte bei dem feierlichen Akt zwei Reliquien der Heiligzusprechenden auf den Altar: ein Gefäß mit einem Stück Haut und eins mit ein paar Tropfen Blut. Ex-Papst Joseph Aloisius Ratzinger, Ehrengast beim römischen Ritual, muß noch warten. Seine Leibärzte raten ihm von einer Haut- oder Blutspende ab.

Teile der Formel-1-Rennstrecken werden Spielstraßen

Der Saal ist kreisförmig ähnlich einem Zirkusrund, was der Sache angemessen ist, weil es um den Eigentümer des Unternehmens „Formel 1“ geht: um Bernard Charles Ecclestone. Fast alle nennen ihn „Bernie“.

Ein unsportlicher Staatsanwalt hat ihm im Saal 101 des Münchner Landgerichts vorgeworfen, einen Ex-Vorstand der Bayrischen Landesbank mit 44 Millionen Euro bestochen zu haben, damit Bernie Chef der „Formel 1“ bleiben könne. Der sagt wiederum, der ehemalige Vorstand habe ihn erpreßt mit der Drohung, ihn, den Formel-Bernie, bei der Steuerbehörde anzuschwärzen.

Aufmerksame Prozeßbeobachter hören beide Seiten mit Skepsis. Einen Bernie kann man nicht bei der Steuerbehörde anschwärzen, weil sein Gewissen rein ist. Seine geschätzten 2,5 Milliarden Pfund, das sind umgerechnet 1,25 Milliarden Kilo, hat er sich redlich verdient. Schließlich ist sein Vater Sardinenfischer gewesen. Dieser Berufsstand gilt wie der des Tellerwäschers seit jeher als Eintrittskarte in das Reich der
Milliardäre.

Im eigenen Unternehmen kursieren ganz andere Gerüchte. Die fraglichen 44 Millionen seien zwar Schweigegeld gewesen, aber dabei gehe es jedoch um Stillschweigen über Bernies Pläne für sein Formel-1-Unternehmen. Das krankt schon seit Jahren an Langeweile. Erst wird Michael Schumacher unentwegt Weltmeister, jetzt Sebastian Vettel. Dieser Umstand ist in etwa so verheerend wie die Kanzlerschaft von Helmut Kohl gewesen ist. Um das zu ändern, hat Bernie revolutionäre Pläne, die sicherlich auf Widerstand gestoßen wären.

Um Rennergebnisse weniger vorhersehbar zu machen, wollte Formel-Bernie mit einem ungeschriebenen Gesetz brechen: dem des einseitigen Kreisverkehrs. Rennautos sollten vielmehr in beide Richtungen starten. Das mache das Geschehen lebhafter, und außerdem könnten sich die Zuschauer besser mit dem Rennverlauf identifizieren.

Ferner werden die Rennstrecken dieser Welt mit Kreuzungsbereichen erweitert, die nur teils von Ampelanlagen geregelt sind. Dann hätten auch die schwächeren Fahrer eine Chance, wenn sie mal eine grüne Welle erwischten. Das alles aber brächte das Faß nicht zum überlaufen. Weitere Anleihen an den Verkehrsalltag sollen folgen.

Bernie wollte wieder am technischen Reglement drehen. Die Formel-Rennwagen haben mittlerweile nur noch 1,6 Liter Hubraum und klingen maximal wie ein frisierter Opel-Manta im Leerlauf. Doch das war dem Bernie nicht genug. Er wollte stattdessen alle Wagen mit 50 Kubikzentimeter kleinen Moped-Zweitaktern bestücken. Dann hätte die Polizei wenigstens eine Chance, Temposünder zu stellen, die mal wieder nicht die Geschwindigkeitsbeschränkungen in Spielstraßen einhalten wollten. Auch könnte man viel leichter zur Alkoholkontrolle bitten, wenn die Rennfahrer Schlangenlinien fahren.

Schweizer könnten die norddeutsche Tiefebene aufschütten

Joachim Gauck ist zur Zeit unser Bundespräsident. Das hat er sich verdient. Er hat damals lange auf die Mauer eingepredigt, da ist sie schließlich am 3. Herbst 1989 in voller Länge umgekippt. Angela Merkel ist dermaßen dankbar, daß sie ihn zum Ersten Mann im Staate gemacht hat. Ein besserer war nicht zu finden. Eine Erste Ehefrau im Staate gibt’s zwar auch, Joachim steht aber lieber neben Gefährtinnen.

Nachdem die Mauer gefallen war, hat er weiter gepredigt, aber nicht so heftig. Nirgendwo ist mehr was Größeres eingestürzt, etwa ein Stadtteil, die Chinesische Mauer oder ein Gebirge. Da haben die Schweizer noch mal Glück gehabt. Dort war der Präsi nämlich vor kurzem zu Besuch. Die Alpen versperren uns aber immer noch die freie Sicht aufs Mittelmeer.

Sie haben zwar gebebt, sind aber standhaft geblieben, als Gauck dem Gebirgsvolk die Leviten gelesen hat. Er sagte ihm: In Zeiten der Globalisierung solle man keine Mauern aufbauen, sondern Chancen der Offenheit und Vielfalt zu nutzen versuchen. Das waren klare Worte.

Die Schweizer haben per Volksabstimmung der Masseninvasion aus dem europäischen Ausland einen Riegel Schokolade vorgeschoben. Das hat Herrn Gauck beeindruckt, er mag keine Mauern und hat klar zu verstehen gegeben: Sobald die Schweizer eine um ihre Berge bauten, komme er predigen.

Sein Schweizer Kollege, ein Herr Burkhalter, verbat sich jede Kritik. Er wünschte sich etwas mehr Schweiz in Europa. Man würde gerne helfen, in die ein oder andere Käsesorte formschöne Löcher zu bohren oder die norddeutsche Tiefebene zu einer romantischen Berglandschaft aufzuschütten. Bei Bedarf könne man auch darin Löcher bohren, durch die sogar ganze Autos paßten.

Während seiner zweitägigen Visite hat sich unser Erster Mann über die Vor- und Nachteile der direkten Demokratie informiert. Das hat ihm gereicht. Er ist zu der Erkenntnis gekommen, daß es Nachteile habe, wenn Bürger über hochkomplexe Themen abstimmen müssen. Dazu haben sie vielfach keine Lust, und dann kommt so was Verriegeltes dabei heraus. In Deutschland haben wir dafür die NPD.

Wer so was knipst, der ißt auch Babys auf

Justizminister Heiko Maas (SPD) ist ein guter Mann. Er möchte neue Gesetze erlassen, wofür er bezahlt wird. Beispielsweise sollen die Regelungen für Nacktbilder von Kindern strenger werden. Sogenannte Posenfotografien werden dann zum Straftatbestand. Endlich.

Heiko will schärfere Gesetze zu Fotos mit nackten Kindern oder solchen, die als sexuell anregend aufgefaßt werden könnten. Das hat zu einem neuen Wort geführt: Posenfotografien. Die gemeinten Fotos darf man nicht verwechseln mit Fotografien von Hosen. Aber die sollen auch verboten werden. Der Verband der Textilindustrie hat schon gewarnt: Das führe juristisch auf ein schwieriges Gelände.

Doch wir wissen alle, worum es der Textilindustrie in Wirklichkeit geht: ums reine Geldverdienen. Sie denkt nicht an die nackten Tatsachen, sie verhüllt sie vielmehr. Auch darüber hat der Heiko schon nachgedacht. Es wird neue Straftatbestände geben und saftige Strafen. Da ist die SPD gründlich.

Endlich wird die Verfilmung der Bücher von Astrid Lindgren gestoppt. Gerade aus Skandinavien kommt traditionell viel Pornografie. In den Büchern tummeln sich Kinder, die teils nackt herumtollen. Auf den DVDs kann man das alles auch noch sehen. Heiko will – ähnlich den Babyklappen an Krankenhäusern – anonyme Sammelstellen einrichten, wo man seine Lindgren-Filmesammlung noch ungestraft abgeben kann.

Ebenso wird die Unsitte verboten, Kinder in sehr privaten Umgebungen zu fotografieren – neuerdings werden sie sogar gefilmt. Eltern, die das machen, sind pervers. Zahllose Fotos von Wickelkommoden, Kinderzimmern oder Strandbädern schlummern in den Fotoalben dieser Welt. Das wird nun endlich illegal, dem Heiko sei Dank. Wie sieht das auch aus, wenn ein Junge sich nach einem Legostein bückt oder ein Mädchen sich nach einer Puppe reckt – oder gar mit Badezeug ins Wasser springt?! Wer so was knipst, der ißt auch Babys auf und duzt alte Leute.

Mathias Döpfner hat Angst, aber alles wird google

Mathias Döpfner, Chef des Konzerns „Axel Springer“, hat Eric Schmidt, einem der Chefs von „Google“, einen Brief geschrieben. Darin beginnt er mit „Lieber Eric, …“. Es handelt sich offenbar um eine Männerfreundschaft. Weiter schreibt er jedoch, daß er Angst vor Google habe. Das tut vielen leid.

Seine Angst ist unbegründet. Google sagt immer, daß es nur Gutes tue. Deswegen fängt schon der Name des Unternehmens mit Ge an. Keiner braucht sich zu fürchten. Google beschäftigt 50.000 Leute, hat letztes Jahr rund sechzig Milliarden Dollar umgesetzt, davon 14 Milliarden Gewinn, und ist 350 Milliarden Dollar wert. Alles wird google.

Ansonsten, berichtet Mathias, seien die Google-Leute immer sehr freundlich, weswegen der Springerverlag gerne mit ihnen am großen Google-Werbekuchen nascht. Die Googleianer haben auch dann freundlich gelächelt, als der deutsche Verlag mit anderen eine Klage gegen das amerikanische Unternehmen beim europäischen Kartellamt eingereicht hat. Schwamm drüber.

Aber der Döpfner hat nicht nur Angst vor Google. Er zieht auch den Hut vor dem Konzern, weil er so viele Milliarden Dollar Gewinn gemacht hat. Springer macht nicht so viele. Deswegen hat Mathias auch Respekt vor Google-Eric.

Der wiederum hat mal gesagt, daß er mächtiger sei, als viele ahnten, weil sein Unternehmen – ähnlich wie analoge Viren, exponentiell wachsen könne. Diese Ausbreitung sei aggressiv. Und also sagen die Googleisten: Wenn irgend jemandem der Laden nicht passe, könne er sich ja vom Suchindex streichen lassen. So einfach ist das.

Gerade der Index hat es Springer angetan. Schlaue Leute in Verlag haben bemerkt, daß Google seine eigenen Geldquellen auf bevorzugten Rangplätzen der Sucheergebnisliste anzeigt und beispielsweise die der Verlage ein paar Treffer später. Fein beobachtet. Vergleichbare Vorgehensweisen sind dem deutschen Verlag fremd. Bildzeitung und Co. sind Musterbeispiele für Ehrlichkeit, Rücksicht, Feingefühl, Offenheit und Anstand.

Dann schreibt der Mathias noch was von Werten und einem Menschenbild. Und sogar von Fairneß und Redlichkeit ist die Rede. Da haben es auch viele andere mit der Angst zu tun gekriegt. Einige jedoch haben gelacht: Es ist immer lustig, wenn ein Schurke sich über den anderen beschwert.

Hasen können nicht übers Lenkrad kucken

Kurz vor Feiertagen wie Ostern, Pfingsten, Weihnachten oder dem Beginn der Sommerferien steigt der Benzinpreis. Böse Zungen behaupten, das sei Ergebnis geheimer Absprachen von Ölkonzernen. Der Ruf nach dem Kartellamt wird laut. Doch das ist Unsinn. Das Amt kann weiterschlafen.

Der Grund liegt auf der Hand. Wir erzählen unseren Kindern zwar, daß es nur einen geben könne, einen Osterhasen, Weihnachtsmann, Pfingstochsen und ein Rudi Völler. Doch in Wirklichkeit gibt’s mehrere – bis auf Rudi, der in Wirklichkeit von seinen Freunden „Rudolf“ genannt wird.

Unsere Kinder vertragen diese Wahrheit nicht, deswegen erklären wir ihnen auch nicht die Hintergründe der Preiserhöhung. Dahinter stecken Google, die Autoindustrie und das Internet, also all die Schurkereien, die das Böse in der Welt ausmachen.

Ernstzunehmende Wissenschaftler haben ausgerechnet, daß es beim aktuellen Stand der Weltbevölkerung etwa 3,543876345 Millarden Osterhasen geben müsse, damit alle Kinder Ostereier suchen können. An Weihnachten vervielfacht sich die Anzahl der Diensthabenden, weil den Osterhasen auch Nikolause, Christkinder, Weihnachts- und Müllmänner zur Seite stehen.

Osterhasen kommen von der Osterinsel. Bis nach Europa schwimmen sie, dann leihen sie sich Autos und verteilen die Eier. Die Leihwagen sind meist neueren Datums, weswegen sie mit dem Internet verbunden sind. Tankstellen auch. Sie suchen bei Google, wo welches Auto herfährt. Da Ostern fast überall zur selben Zeit gefeiert wird, sind die gleichnamigen Hasen fast gleichzeitig unterwegs. Man sieht das nicht so gut, weil Hasen klein sind und nicht übers Lenkrad kucken können.

Doch Tankstellen sehen auf dem Bildschirm, wenn die Osterhasen-Welle durchs Land rollt. Kurz bevor sie an den Tankstellen ankommt, wird der Preis automatisch erhöht, dafür gibt’s Computerprogramme. Das ist reiner Wettbewerb, keine Preisabsprache. Die Nachfrage bestimmt das Angebot, und vor allem den Preis. Wasser ist eben in der Sahara teurer als an den Nil-Quellen.

Jetzt fehlt noch der Grund, warum vor den Sommerferien der Sprit ebenfalls teurer wird. Das ist nicht einfach zu erklären. Es liegt auf jeden Fall nicht an den Osterhasen.

Osterhasen und Maulwürfe werden gleichgestellt

In Entenhausen steht auf den Autokennzeichen am Anfang ein EN, und die Bewohner baden in Geld. Aber auch anderweitig zeichnet sich der Entenhauser Menschenschlag durch Kuriositäten aus.

Eine kommunale Gleichstellungsbeauftragte könne zwingend nur eine Frau sein, weil es sonst „Beauftragter“ heißen müßte: So hat ein Verwaltungsgericht argumentiert und die Klage eines Entenhauseners zurückgewiesen, der Gleichstellungsbeauftragte werden wollte.

Das sei eben reine Frauensache. Die könnten viel besser gleichstellen, vor allem Frauen mit Männern, Stühle mit Betten oder Maulwürfe mit Osterhasen. Das hat für viel Wirbel gesorgt. Unter anderem sind unsere Ordnungshüter verunsichert.

In der neusten Ausgabe des Fachmagazins „Der Polizist im Wandel der Zeit“ wird der Chefredakteur in einem engagiert geschriebenen Leitartikel fragen, ob ein Polizist, der beispielsweise einen Ladendiebstahl aufklären möchte, zuvor bei einem Ladendieb in die Lehre gehen müsse?

Das werde rechtliche Probleme geben. Da hat der Polizei-Redakteur sicher ein wenig übertrieben. Doch aufmerksame Zeitgenossen wittern viel Sprengkraft in dem Urteil. Vor allem bei der Sitte sehen sich die Beamtinnen vor schwer lösbare Aufgaben gestellt, da einschlägige Bordsteine aus Angst vor liebeswilligen Weibern meist hochgeklappt sind und somit wenige Möglichkeiten fürs Üben besteht.

Vollends überfordert sind die Hundefreunde. In den Supermärkten liefern sie sich an den Regalen mit Hundefutter bereits erbitterte Beißereien mit den Freßfeinden. Auch haben ihre lieben Vierbeiner große Schwierigkeiten, Frauchen oder Herrchen an der Leine zu führen.

Städtische Seniorenbeauftragte besucht am 20. April Adolf Hitler

Goslar liegt zwischen Rammelsberg und dem äußersten Südende des Salzgitter-Höhenzugs. Es war gut 1000 Jahren von der Außenwelt abgeschnitten. Die Goslaer, manche nennen sie Goslesen, hatten deswegen auch noch nichts mitbekommen von der zweiten westfälischen Lautverschiebung, als aus er Nachbarstadt Ohr-Erkenschwick Oer-Erkenschwick geworden ist. Aber das ist ein weiteres Thema.

Gegen Ende Oktober 2013 ist alles anders geworden. Das Landesstraßenamt hat den Ort ans bundesrepublikanische Straßennetz angesschlossen. Aus Dank dafür haben die Stadträte dem Ehrenbürger Adolf Hitler die Würde aberkannt, und zwar einstimmig. Das war ein symbolischer Kraftakt.

Über 1000 Jahre hatten die Verantwortlichen geglaubt, alles sei in Ordnung: Ein Ehrenbürger ist ein Ehrenbürger, solange er lebt. Wenn er sich und aller Welt die Ehre gibt zu sterben, ist es auch aus mit der Bürgerschaft. Als die Stadt über dem Landweg erreichbar geworden ist, haben Zugereiste dem Stadtrat gesteckt, daß Adolf Hitler gar nicht mehr lebt.

Das ist nicht selbstverständlich. Rund 4000 Kommunen in Deutschland hatten Hitler zu Lebzeiten die Ehrenbürgerwürde verliehen. Ein Großteil hat sie ihm nachträglich wieder abgenommen. Der Rest ist der Überzeugung, daß Hitler noch unter uns ist. Er wird 125 Jahre alt, lebt in einer Heilanstalt und bekommt am 20. April Besuch von der städtischen Seniorenbeauftragten.